Diese eindrucksvollen Worte kommen von unserem Mitarbeiter Iyad Al Qaousi, der heute Mitte 20 ist, und den wir dir in diesem Portrait vorstellen möchten.
Iyad wurde in Damaskus, Syrien, geboren. Als er 14 war, brach dort der Krieg aus und viele Menschen verloren ihr Zuhause. Was wir bei uns als selbstverständlich empfinden, gehörte in Iyads Heimat der Vergangenheit an. Es gab keine Schulen mehr, keine Arbeit, dafür den verpflichtenden Militärdienst, der den teils gerade erst 18 Jahre jungen Männern abverlangte, auf Menschen zu schießen. Wer das nicht über sich brachte, kam selbst unter Beschuss – und zwar aus den „eigenen Reihen“.
„Ich kann niemanden töten – egal, was derjenige gemacht oder nicht gemacht hat“, sagt Iyad. Eine Einstellung, die nach Selbstverständlichkeit nur so schreit, die Iyad aber dennoch zum Verhängnis wurde.
2014 sieht er keinen anderen Ausweg, als sich von seinen Eltern und vier Geschwistern zu verabschieden und in einer Nacht- und Nebelaktion aus seiner Heimat zu fliehen. Vor ihm liegen die schlimmsten zwei Wochen seines Lebens. Auf einem 22 Meter langen Schiff verbringt er mit Hunderten weiteren Flüchtlingen Tage des Grauens, die er wohl niemals vergessen wird. „Wir mussten alle Taschen über Bord schmeißen, damit mehr Leute aufs Boot passten.“ Auf das für ca. 50 Passagiere gebaute Schiff wurden 250 Menschen gezwungen. Es sich in letzter Minute anders zu überlegen, war keine Option. Wer nicht einstieg, wurde von den Organisatoren mit Waffen bedroht.
„Du siehst nur Wasser, es ist kalt und nass, kaum Essen und verschmutztes Wasser zum Trinken, die Kinder schreien, fast alle weinen“, beschreibt Iyad die langen Tage seiner Flucht. Während dieses zweiwöchigen Überlebenskampfes auf dem Mittelmeer brachte eine Frau sogar ein Baby zur Welt. Und auch ein Raubüberfall der ägyptischen Mafia, bei dem die Menschen auf dem Flüchtlingsboot ihr letztes Geld hergeben mussten, blieb ihnen nicht erspart. „Katastrophe“, flüstert Iyad bei der Erinnerung an diese Erlebnisse.
Von einem italienischen Tanker werden die Flüchtlinge schließlich aus dem Meer gerettet, kommen zunächst nach Italien in ein Heim und von dort aus per Zug nach Deutschland – organisiert vom Roten Kreuz. „Hier wurden wir gut behandelt, haben Essen und Kleidung bekommen.“ Eine Basis, von der aus Iyad sich ein neues Leben aufbauen konnte.
Und das tat er! Die erste Herausforderung war dabei, die deutsche Sprache zu lernen. Zum Glück hatte Iyad schnell deutsche Freunde gefunden, die ihm dabei halfen. Zudem besuchte er zwei Jahre lang einen Sprachkurs der Berufsschule Itzehoe.
Weder sein Führerschein noch seine Ausbildung zum Mechaniker und Elektriker wurden hier in Deutschland anerkannt. Doch Iyad blieb zuversichtlich und hatte schon bald einen Job als Koch.
„Ich koche gern“, sagt Iyad, der aufgrund seines bisherigen Lebenswegs ein ganz klares Bewusstsein dafür hat, welch großer Segen gutes Essen ist. „Ich lade gern meine Cousins und Freunde zu mir zum Essen ein. Es schmeckt einfach besser, wenn man nicht allein isst.“
Auch wenn Iyad privat gern kocht, war es nicht das, was er beruflich machen wollte. Also begab er sich auf die Suche nach einer neuen Beschäftigung. Auf der MOIN Internetseite fand er unsere freien Stellen und bewarb sich als Produktionsmitarbeiter. Inmitten all der Maschinen, die ihn in unserer Produktion erwarteten, fühlte Iyad sich schon wohler und wurde schnell tatkräftiges Mitglied unseres Teams.
Als es an einer unserer Maschinen zur Funktionsstörung kam, konnte Iyad dank seiner Ausbildung gleich erkennen, wo das Problem lag, und es auch in kurzer Zeit beheben. Das sah unser Technische Leiter Bernd, der sich daraufhin etwas länger mit unserem neuen Mitarbeiter unterhielt. Wenige Tage später wurde mit der Betriebsleitung vereinbart, dass Iyad die Stelle des technischen Assistenten einnimmt. „Wegen einer Schraube“, freut sich Iyad bescheiden.
Er ist sehr glücklich darüber, dass er nun wieder in seinem eigentlichen Fachgebiet tätig ist und sein Potential besser entfalten kann. „Wenn etwas kaputt ist, mache ich es so schnell wie möglich heil“, beschreibt Iyad seine Arbeit. „Wenn ich sehe, wie etwas nach meiner Reparatur wieder gut läuft, freue ich mich. Dann konnte ich die Situation besser machen und das fühlt sich gut an.“ Auch die Zusammenarbeit mit Bernd empfindet er als Segen. „Er ist ein sehr guter Mensch“, sagt Iyad über seinen Vorgesetzten, der gleichzeitig Vorbild und Kollege ist.
Für die Zukunft wünscht sich Iyad, dass er bald seine Familie wiedersehen und in die Arme schließen kann. Noch steht es in den Sternen, wann das der Fall sein wird. Außerdem träumt er davon, sich irgendwann ein Haus zu kaufen und eine eigene Familie zu gründen. Auch Reisen gegenüber ist er nicht abgeneigt, allerdings „lieber mit dem Flugzeug“.
Der gesamten Menschheitsfamilie wünscht er, dass Frieden herrscht – überall und für jeden. Damit das Realität werden kann, schlägt Iyad vor: „Wir sollten lieber auf unser Herz hören anstatt auf Politiker oder andere Menschen, die sich nur für ihre Macht interessieren.“
Das Herz als Denkorgan zu verstehen, in dem sich Intelligenz und Intuition verbinden, ist Bestandteil unseres Corfactur-Manifests. Wer mit seinem Herzen verbunden ist, kann mutig und tatkräftig vorangehen – und genau dafür ist Iyad uns ein lebendes Beispiel.